Es ist edel und heilig nichts weltliches zu haben oder anzustreben, ein armer Landstreicher zu sein, der seinen Dienst am Nächsten lebt aus dem nichts. So hätte es die Kirche gerne und so ist es tief installiert in den Herzen der Mitmenschen. Das ist der Wortlaut, den wir in der Schrift finden, das ist die Predigt der Geistlichen vom Wasser was zu trinken ist während sie selbst Wein saufen – welche unsere physische Existenz hier als nieder und getrieben von Bedürfnissen betrachten. Doch was ist dran an diesem Glaubenssatz?
Es ist unsere Existenz hier auf der Erde, als Bewusstsein in der Mater-ia (Mutter) – oder besser gesagt umschlossen davon – die das Erleben von all dem Geistlichen überhaupt erst ermöglicht, es im wahrsten Sinne des Wortes als Leben selbst ausspielt und es mit allen Facetten des Geistes begreiflich macht und das über unsere Sinne und das Gefühl.
Dabei können diese hoch geistlichen Gedanken als Teil des grossen Traums des Schöpfers der wir alle sind in der Theorie super rein und benevolent sein. Tatsache ist, dass wir in einer Welt niedergekommen sind, die eben auch die Absenz dieser Reinheit kennt, die hart und schmerzhaft sein kann und augenscheinlich sehr ungerecht, eben damit das, was der natürlichen Ordnung der göttlichen Liebe entspricht klar dargestellt werden kann, durch das Gefühl der Absenz davon in einer Tat, die schockierend anmuten mag.
Nun würden die spirituellen und geistlichen Menschen dies allzu gerne auf die Materie und die Dichte hier auf Erden (in 3D) schieben, wobei sie dabei völlig vergessen, dass erst die Verdichtung des Lichtes unseres Geistes zu Atomen und Molekülen – über die Elemente dann zur Materie – diesen Geist wirklich über unsere 5+2 Sinne erforschbar machen. Es soll also der Teufel sein, dem diese Welt gehört und wenn wir etwas tiefer bohren, als dieses Ablenkungsmanöver der Religion gleich als Gegeben hinzunehmen, dann sehen wir, dass der Teufel dann wohl weiblich sein muss, das es das Weibliche selbst ist, was ja über die Dunkelheit codiert, Fruchtbarkeit, Freude, Lust, Kreativität und Hingabe ausdrückt.
Aus geistiger Sicht der Disziplin alles Faktoren, die unser Vorankommen im Sinne des Geistes unterminieren. Doch ist es nicht so, dass wenn wir diese ureigenste Prägung des Menschen unterdrücken, wir dann unsere ungesehenen Anteile dazu animieren immer lauter zu werden und eventuell sogar auszubrechen? Als Beispiel diene der Jugendliche, der sich und seine Welt erkundet. Verbieten wir ihm dezidiert etwas, dann wird er/sie es erst recht tun, einfach aufgrund des Rufes des Verbotenen und war es eine negative Erfahrung, ist diese Lektion danach auch gelernt und die Erkenntnis gewonnen, weshalb das ursprüngliche Gebot des Verbotes nötig war. Wir benötigen dann also das Verbot für ihn/sie nicht mehr und so setzt sich diese Kette fort, denn er/sie wird seinen Freunden davon erzählen und das Prinzip ist gelernt.
Vieles, nein prinzipiell alles was uns ruft, müssen wir also erfahren, um es beurteilen zu können. Erfahren wir es nicht und gehen wir immer in eine Geisthaltung des eigenen Bevormundens aufgrund der Regeln oder der Hypermoral, dann wachsen wir auch nicht und leben allerdings auch mit einem nagenden Gefühl des Mangels, der zwar heilig ist, da wir uns ja an die Regeln halten die Religion und Gesellschaft uns vorgeben, aber der uns irgendwann dazu treibt impulsiv und zerstörerisch auszubrechen. Und dieses Bewusstsein sorgt dann dafür, dass wir anfangen zu lügen und betrügen, in den kleinen Dingen und insbesondere uns selbst gegenüber, lange bevor so etwas nach aussen geht. So kommen wir aus der heiligen Haltung heraus in einen Mangel, der uns verführt – weil das Gefühl ja unterdrückt wird – unseren Dämonen zu dienen und zu lügen und es heimlich zu tun, scheinheilig nach Außen gelebt, dass wir regelkonform sind und es auch von anderen erwarten.
Der Verzicht auf das Gefühl am Leben zu sein und die Hypermoral führen dazu, dass wir uns irgendwann so richtig gehen lassen als Kompensation für das Leid unter dem wir kontinuierlich dahin existieren, wenn niemand hinschaut und sich dieser Egregor einschleichen kann, um uns zu übernehmen. Und dann sind die unmoralischen Dinge plötzlich ganz legitim, gedeckt durch einen Heiligenschein den wir in der Kommunikation des geistig-spirituellen Komplex finden.
Bloß nichts negatives sagen oder denken! Wir MÜSSEN alle positiv gleichgeschaltet sein und agieren! Heiliger Mangel!
Doch das bringt nichts, denn so bleiben wir im Mangel, denn wenn die Energie bei wenigen kumuliert und nicht fliesst, dann wird sie aus dem Kreislauf den alle gemeinsam abbilden, abgezogen und irgendwann versiegt der Fluss ganz und alle sind voneinander isoliert. Das gilt für Geld, wie auch für Lebensfreude, für Liebe, wie für alle Ressourcen, die es benötigt, um ein ausgewogenes Leben zu führen. Die Abwärtsspirale des Mangels hat immer den Untergang eines Systems zur Folge, wenn die Individuen, die es tragen am Mangel selbst vergehen.
Es gibt „grosse Gewinner“, die eben diese Maxime der pathologischen Positivität auf Teufel komm raus kommunizieren in ihren Life-Coachings, damit die Leute betäuben statt ihnen das Handwerkzeug zu liefern sich zu befreien, und diese in ihrer Abhängigkeit halten, anstatt sie zu ermächtigen sich selbst zu befreien. Ein (selbst)geheilter Brethren ist halt am Ende des Tages ein verlorener Kunde und eine/r weniger, der einen anhimmelt, das ist die knallharte Realität. Das ist der Teufelskreis des heiligen Mangels, den diese Coaches für Millionen Menschen implizieren und das ist so gesetzt und gewollt, diese Inversion in der Spiritualität, damit ja niemand in seine wahre Kraft kommt als Alchemist, was letztlich immer auf dem steinigeren Weg der verteufelten Fülle – durch Innenschau, Schattenarbeit und Dienst am Nächsten – in die echte Befreiung und damit in die ureigenste Lebensaufgabe führt, die von Ursache und Wirkung über alle Zeiten gegeben ist.
Die verteufelte natürliche Ordnung, die sich mal freudig, mal zornig, mal traurig, mal nachdenklich zeigt, eben mit allen Emotionen und Gefühlen, die wir zurecht fühlen und erleben können – die macht unser Mensch-SEIN aus. Das ist die Fülle des Ausdrucks, die Fülle der Diversität auf Erden, die Fülle an Echtheit und die Absenz an Falschheit, also alles was uns wieder dazu anregt, dass wir endlich wieder leben und nicht mehr vegetieren. Das Leben selbst ist die Fülle, ebenso wie die Natur auch, selbst wenn es absolute Härte gibt und auch den Tod. Dennoch ist es der ehrliche Ausdruck der Schöpfung und wir sind nicht davor gefeit, dass wir dieser Ordnung ebenfalls unterstellt sind, zumindest solange nicht, wie wir in der Annahme des heiligen Mangels die Trennung von Licht und Dunkelheit anstreben und mit letzterer – die wir selbst sind – nichts zu tun haben möchten.
Die Kunst die Physis zu überkommen liegt nicht im Mind over Matter, wie neulich in meinem Podcast für die Freesouls präsentiert. Die Kunst diese Matrix zu meistern liegt in der Annahme von allem das ist in Liebe und Dankbarkeit dafür, dass wir diese Mechanismen des Lebens einerseits haben, sie (er)kennen dürfen und seit neuestem sogar wieder als Schöpfer daran mitwirken dürfen – das allerdings nur im Sinne des Lebens, wenn wir unsere Introspektion machen, dadurch inneren Frieden und Liebe für alles das ist finden und es dann fortan leben, ohne den mentalen heiligen Mangel in unserer Gesellschaft weiter zu beflügeln!
Abschließend möchte ich noch ein paar diplomatische Worte zwischen diesen beiden Strömungen finden: Natürlich ist das Geistige und die (gesunde) Moral sehr befreiend vom Chaos des Materiellen, was uns bindet und uns über den Kopf wächst, wenn wir den Wildwuchs einfach so zulassen und uns dem Konsum hingeben, unseren Trieben immer ungehemmt nachgehen und einfach tun, worauf wir Lust haben ohne ans Morgen zu denken. Ordnung muss sein, damit das Freudvolle das Leben nicht unmöglich macht und verzehrt.
So verstehe ich die Weisungen des Heiligen als Gebot für die Innenschau und die Phase im Leben, wo wir in die Rekonsolidierung eintreten insbesondere, wo wir unsere Wunden lecken, die wir uns im Tanz zur Befreiung aus dem Zwang, beim Ausleben unserer unbewussten Anteile (der Dämonen/Asuras) zugezogen haben. Je weniger Ablenkung wir bei der Introspektion haben und je weniger wir dabei unserem Verlangen nachgehen, desto erfolgreicher, einfacher und schneller meistern wir unsere Aufgaben eben auch ohne Ablenkung, um das Dharma zu erlangen, womit wir danach dann wieder gefahrlos auch einfach leben sollen, können und dürfen, ohne das wir uns dabei fühlen wie ein geistlicher, der das Zölibat angenommen hat und alleine in einem Klosterturm eingesperrt lebt. Es geht wie immer um das Treffen des schmalen Pfads der ins Leben führt, also die Meisterschaft, das Gleichgewicht zu halten. Und wenn wir bedenken, was mit einigen Geistlichen die Schlagzeilen gemacht haben passiert, wenn sie ans Zölibat gebunden sind und wie deren Bedürfnisse dann ausgelebt werden an den Messdienern, dann wissen wir, dass der heilige Mangel an Leben, Lust und Heiterkeit – trotz initial toller Absicht – oft fatale Folgen haben kann.
BE FUCKING REAL, darum geht es!
Ich wünsche dir, dass du den Weg in deine innere Welt findest. Solltest du dabei Hilfe benötigen und eine Lehreinheit anstreben um initiiert zu werden in die innere Alchemie, gerne auch schamanisch, dann kannst du mich natürlich jederzeit buchen! Danke für dein Sein und eine wunderschöne Zeit der Transformation wünsche ich dir.
In Lak’ech Ala’kin & Namasté
Alé Asar
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